Rauch-Eskapade der Blanka Kefer
13. November 2017

Rauch-Eskapade der Blanka Kefer

Blanka Kefer behauptet von sich selbst, dass Sie eine Raucherin ist, die nicht raucht. Das Rauchen reduziert bzw. selbstlegitimiert Sie auf einen „gelegentlichen Genuss“. In nie vollendeten Prozessen der Beschränkung oder Entwöhnung erstellt Sie sich immer wieder verschiedenartige Regeln, die Sie später, wenn Sie wieder von der Abhängigkeit besiegt wird, kreativ umgeht. In den letzten Jahren hat sich bei ihr die Regel etabliert, dass Sie nur auf längeren Reisen und an einigen Sommertagen raucht.

So war es auch, als sie im Sommer 2015 nach Ecuador reiste. Das erste Foto aus der ausgestellten Serie – das Selfie, entstand exklusiv als eine visuelle Nachricht an Ihre Schwester, nach fast einjähriger Abstinenz. Zur Nachricht hat Sie geschrieben: „Schau, jetzt hat der Wille nachgelassen, ich habe mir eine wohlverdiente Zigarette gegönnt.“ Das primäre Ziel von Blankas Reise nach Ecuador war das Erlebnis eines traditionellen schamanischen Rituals – das erreichte Sie nach einigen Tagen. Dort konfrontierte man Sie mit einem strikten Fotografieren-Verbot, was für eine Fotografin wie Sie eine unvorstellbare Frustration bedeutete. Dort begegnete Sie zugleich auch der kulturell-spezifischen Beziehung zum Tabak und der Rauchpraxis überhaupt. Tabak gilt nämlich in einigen autochthonen amerikanischen Kulturen als heilige Pflanze, die meistens im Zusammenhang von Ritualen gebraucht wird. „Die Pfeife des Friedens ist eine Brücke zwischen der Welt und dem großen Geist, dem großen Mysterium, das uns umgibt.“ Im erwähntem Zusammenhang wird geglaubt, dass Tabak „eine große Kraft für Lustration (Reinigung) und Bewusstseinseröffnung hat, sowie auch Gedanken- und Spracherweiterung ermöglicht.“ Es wird für die Eröffnung einer guten Beziehung zu sich selbst und zu anderen verwendet. Das beschriebene Verhältnis zum Tabak hat die Autorin natürlich zum Rauchen ermuntert was im dortigen Zusammenhang eine positive Konnotation hat. Für Sie war das aber noch nicht genug. Blanka hat ihre Rauch-Eskapade zusätzlich mit dem parallel konzipierten Kunstprojekt gerechtfertigt, welches „ihr diktiert hat“, sich bei jeder gerauchten Zigarette zu fotografieren, was Sie dann schlussendlich zur Ausführung der Ausstellung verpflichtet hat. So entstanden 120 Fotografien, die von der Autorin im Raum nach Tagen geordnet und ausgestellt wurden. Dadurch offenbart sich die gesteigerte Frequenz des Rauchens, in Hintergründen der Autoporträts die verbotene „schamanische Umgebung“ und durch Ihr Angesicht ihre unterschiedlichen psycho-physiologischen Zustände.

Blanka Kefer (geboren 1980) besuchte die Schule für Gestaltung und Fotografie, Abteilung für Fotografie in Ljubljana, Slowenien. Sie studierte Philosophie (2008 diplomierte sie mit ihrer Diplomarbeit „Die Rolle und Bedeutung der Fotografie in der konzeptuellen Kunst“) und Germanistik auf der philosophischen Fakultät in Maribor, Slowenien und als Austauschstudentin auf der Karl-Franzenz-Universität in Graz, Österreich. Sie war an mehreren Gruppenausstellungen beteiligt und hatte auch mehrere Einzelausstellungen.

Seit dem Jahr 2012 ist Sie als Fotografin in Wien beschäftigt.

Text: Lucija Smodiš

Eröffnung: 23.Nov. 2017, 19.Uhr

Ausstellung: 24.- 29.Nov.2017

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